Kling. Kling. Kling. “Oh Mann, oh Mann! Wo bin ich bloss?“ frage ich mich, während ich mich an meinen brummenden Schädel fasse. Mmmh. Schädel? Was war los? Ich fühle so gar nichts wo es brummte. Kling. Kling. Kling. Ich schau mich um. Was bimmelt denn da? „Mist ist das heiss hier“ grummle ich vor mich hin, während ich mich aufrapple. Irgendwie kann ich mich gar nicht erinnern wo ich bin. Ach ja, da war doch dieser Bus! Oops. Moment mal. Bus? Ich schau mich mal genauer um. Mmmh. Komisch hier. Langsam dämmert es in meinem Kopf. Ähem ich glaube ich wollte mich doch gar nicht überfahren lassen? „Oh Shit! Ich glaub ich bin tot!?“ Fühlt sich so tot sein an? Moment mal. Wieso fühlt sich tot sein überhaupt an?

„Du entschuldige“ etwas zupft an meinem Ärmel. „Was ist los?“ „Du da. Du stehst auf meinem Schwanz.“ Ich schau mich um. Was soll hier sein? „Ui entschuldige! Das wollt ich nicht.“ Mann wie kam dem kleinen Zwerg sein Schwanzende unter meinen Fuss? Den Kerl muss ich mir aber genauer betrachten. Kein Wunder hab ich den nicht gesehen. Also ich bitte euch! Wie soll einer den Winzling sehen? Ziemlich grau mit schwarzen, runden Stecknadelaugen guckt mich so ein zwanzig Zentimeter Irgendwas an. Naja besonders niedlich ist das Kerlchen ja nicht. Aber irgendwie auch schon. Riecht etwas unangenehm. Mmmh. Grübel. Den Geruch kenn ich doch irgendwie. Was war das noch mal gleich? Irgendeine unangenehme Erinnerung weckt dieser – naja – Duft. Der kleine schüttelt seinen langen dünnen Schwanz. Da schüttelt er doch tatsächlich das flauschige Etwas am Schwanzende aus. Zum Totlachen. Aber naja, das ist die Frage. „Ja du bist tot!“ faucht mich der Kleine giftig an. „Was für ein Wunder auch! Du Depp! Lässt dich einfach von einem Bus umfahren!“ Mann spinn ich? Was ist denn hier los? Ich bin tot und der macht mich hier runter? Mann das ist ja was von unfair. Und dann noch von so einem Winzling nicht grösser als meine Hand! „Komm du Zwerg reg dich wieder ab! Ich mein, was kann ich dafür. Hab ich mir auch nicht ausgesucht vom Bus überfahren zu werden! Oder denkst du ich hab das absichtlich gemacht?“ Wütend wirft er mir giftige Blicke zu. „Absicht oder nicht. Wer weiss?“ dünkelt die kleine graue Gestalt vor sich hin. Jetzt beginnt er um mich herum zu weibeln. Umkreist mich in einem Affenzahn. „Auf jeden Fall hatte ich mir was viel besseres für dich ausgedacht.“ „Wie bitte? Was ist los?“ „Und du Tölpel versaust mir die ganze Aktion.“ Mir langt es jetzt. „Du ähem, sorry. Aber könntest du mir mal sagen wo ich hier bin?“ Wieder ein giftiger Blick. Erstaunlich, dass so kleine schwarze Knopfaugen einen so stechenden grossen Blick hervorbringen. „Ja, ja. Ist ja schon gut. Willkommen in der Hölle!“ Hä? Hab ich das richtig mitgekriegt? Hölle? Hallo? Wie bitte schön komm ich in die Hölle? „Na wie wohl?“ der Kleine grinst mich jetzt zynisch an. „Oh ja. Der werte Herr kann sich das ja nicht mal vorstellen, wie?“ Hämisches Grinsen. „Na klar, du denkst sicher du gehörtest in den Himmel? Oder was?“ Frechheit. Logo. Wieso denn auch nicht. „Na wieso wohl nicht? Was denkst du?“ er legt sein Köpfchen schräg und schaut mich erwartungsvoll an. Blöder Hamster! „Na, na,na! Beleidige mich nicht!“ Kann der Winzling Gedanken lesen? „Ja kann ich, du Anfänger!“ Oh Shit. „Ja, gell?“ frech strahlt er mich an. „Na dann lass mal hören warum du denkst du gehörst in den Himmel.“ „Naja, weil… weil…“ Mist, jetzt muss ich wirklich studieren. Und mir brummt doch der Schädel. Naja gut, eigentlich kann ich das Schädelbrummen nicht wirklich spüren. Aber wenn man vom Bus überfahren wird, brummt einem doch der Schädel. Grübel. „Jaaaa? Weil?“ fragt er mich gedehnt. „Ja weil ich vor zwei Tagen den Wagen meiner Freundin umparkiert hab.“ Jetzt fängt der kleine graue Wuselwurm auch noch an zu lachen. „Ach ja? Umparkiert? Dass ich nicht lache!“ Gleich spuckt er mir vor die Füsse. „Nein das tu ich nicht. Ich im Gegensatz zu dir tu das nicht.“ Mann geht mir der auf den Sack. Na gut, ich hab mir das Auto ausgeliehen. „Ausgeliehen? Komm Kumpel, verarsch mich nicht.“ „Na gut, sie wusste nichts davon. Und sie war auch fuchsteufelswild als ich dann zurück kam.“ „Schon besser.“ Wieso hat der Winzling so viele Zähne? So ein Gebiss, das ist doch nicht normal. „Tja. Ich beiss mir halt so oft die Zähne an euch Deppen aus! Das stärkt und fördert ein gesundes Gebiss!“ kreischt der Kleine vor Lachen und haut sich dabei auf den kleinen, pelzigen Oberschenkel. Ha! Guter Witz oder was? „Na klar Mann. Das ist ein guter Witz!“ Und der Kleine hält sich den Bauch vor Lachen.

„Ich hab gedacht, wenn man stirbt sieht man so ein weisses Licht, Tunnel und all so was. Und sein Leben in Sekundenschnelle vor dem geistigen Auge vorbeiziehen und so. Aber bitteschön was ist das hier?“ ich deute mit der Hand auf diese unklare Gegend um uns herum. Sind das Nebel? Felsen? Irgendwie scheint es hier nichts zu geben und doch ist alles irgendwie gefüllt. Kein Himmel, keine Erde, kein Horizont. Komische Gegend hier. „Du bist in einem Transmitter“ hüstelt der Zwerg. „Hä?“ „Du bist sozusagen in einer Art Auffangbehälter, bevor es weitergeht.“ Weitergeht? Na das war doch mal eine gute Neuigkeit! „Denkst du?“ keift er mich hämisch an. Ich grübel derweil was ein Transmitter ist.

„Der Ausdruck Transmitter (deutsch: Sender, Umformer oder Überträger ) bezeichnet:

  • biochemische Stoffe, auch Neurotransmitter.
  • eine Sendeeinrichtung für den Zugang zu einem Übertragungskanal, siehe auch Transceiver
  • Minisender, die z.B. in Kombination mit MP3-Playern die gespielte Musik im Nahbereich auf einer UKW-Frequenz verbreiten.
  • eine der vielen Erfindungen von Nikola Tesla, den Tesla-Transformator oder Tesla-Transmitter.
  • Als Transmitter werden auch Geräte bezeichnet, die Signale von z. B. Druck- Temperaturaufnehmern in ein anderes, zumeist genormtes Signal (4-20mA,0-10V), umsetzen.
  • Deutsche Band Transmitter, Bereich Electronic Crossover, vergleichbarer Stil mit Chemical Brothers, Junkie XL, Prodigy u.ä.“

Das leiert der Winzling mir einfach so vor die Füsse. Ist der ne wandelnde Enzyklopädie oder was? „Ja das auch. Ich weiss alles. Ist so ein Ding von mir.“ Arrogant betrachtet er seine Fingernägel und reibt sie an seinem Fell auf der Brust. „Na gut und welcher Art von Transmitter ist der hier, in dem ich hocke?“ „Du hockst nicht.“ „Du nerv mich nicht!“ drohe ich ihm. Er kichert frech. „Naja so was wie ein Neurotransmitter. Neurotransmitter sind heterogene biochemische Stoffe, welche die Information von einer Nervenzelle zur anderen an den Synapsen weitergeben. In die Synapse einlaufende elektrische Impulse (Aktionspotenziale) veranlassen die Ausschüttung der chemischen Botenstoffe aus ihren Speicherorten, den Vesikeln, in den synaptischen Spalt, durch den sie zu den Rezeptoren des nachgeschalteten postsynaptischen Neurons diffundieren. Die Neurotransmitter werden nach ihrer Ausschüttung auf verschiedene Weise inaktiviert und/oder abgebaut.“ Es ist ja nicht so, dass ich viel verstehen würde. Aber mir dämmert dass es sich um so eine Art Zwischensendestadiumbehälter handeln muss. Hallo? Bin ich übergeschnappt? Oder was ist los? „Ne, ne. Stimmt schon. So ähnlich kannst du dir das vorstellen.“ Ich stell mir lieber grad gar nichts mehr vor. Oder bin ich etwa in einer Art überdimensionaler Synapse gefangen?

Der Winzling klatscht. „Du bist ja gar nicht so dumm wie ich dachte.“ Was ist? Ich hab doch nur etwas rumgesponnen. „Na dann spinnst du aber enorm gut“ grinst er mich breit an. „Also wieso komm ich von einem Bus, oder einer Strasse in eine? Synapse?“ „Setz dich mal hin“ der Zwerg macht eine müde Geste und bedeutet mir Platz zu nehmen. Na gut. Dann lass ich mich halt im Schneidersitz vor ihm nieder. „Wir haben ja noch eine Menge Zeit. Kann ich dir also grad so gut erklären was Sache ist. Sofern du das überhaupt raffst.“ Schon wieder grinst er mich voll Sarkasmus an. „Aber mir ist eh immer saulangweilig hier. Also kann ich dir auch die Birne vollschwätzen.“ „Sag mal, wenn wir uns schon so nett anfangen zu unterhalten. Hast du auch einen Namen?“ „Haze. Nenn mich Haze.“ „Mein Name ist…“ „Ja, ich weiss schon Volker.“ Der Knirps kennt auch meinen Namen. „Volker Rienhast.“ Er seufzt. Okay ich geb mich geschlagen. Der Winzling scheint tatsächlich Alles? Alles zu wissen. Ganz schön cool. „Gar nicht cool!“ bafft er mich an. „Oder findest du es cool alles, aber auch alles zu wissen? Auch was gleich als nächstes passiert?“ Na gut, da hat er mich erwischt. Es wär wirklich nicht der Bringer zu wissen ob Jolanda ihren Orgasmus grad nur vortäuscht. „Eben.“ Haze mustert mich auf einmal neugierig. „Nein, dazu sag ich jetzt nicht mehr.“ Hüstle ich nur noch schwach. Haze grinst. Einmal mehr. „Also was ist jetzt mit dieser Synapserei?“ frag ich ihn. Ich muss zugeben, neugierig bin ich nun schon. Irgendwie hab ich auch grad vergessen, dass ich eigentlich tot bin und mich wohl darüber aufregen müsste. Haze kichert verschmitzt. „Mach dir nix draus. Das gehört auch zu meinen Aufgaben. Dir die Wartezeit zu verkürzen.“ Ich wunder mich bald über gar nichts mehr. Nicht mal dass ich nichts fühle, aber diesen Haze sehr wohl riechen! Und sehen! Und hören! Kann. Abgefahren. Einfach nur abgefahren. „Nein überfahren!“ berichtigt mich Haze unnötigerweise.

Da sitze ich nun in einer Synapse? Und lass mich von einem zwanzig Zentimeter Pelzirgendwas namens Haze unterhaltenderweise darüber aufklären was mit mir los ist, wo ich bin und wohin ich geh? Etwas zwingt mich dazu, mir die Augen zu reiben. Mich zu zwicken. Haze lacht nur höhnisch. „Ja das auch. Und es hilft alles nichts. Du wirst mir zuhören müssen.“ Blöder Kerl. Und wenn das stimmt, dass er alles weiss, dann wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben.

Kling. Kling. Kling. Da. Da war es schon wieder. „Hörst du das auch?“ frag ich diesen Haze. „Mmmh. Dazu kommen wir später.“ Naja, später. Ich hätte lieber jetzt gewusst was es mit diesem Gebimmel auf sich hat. „Ne später.“ Sagt der Zwerg bestimmt. „Willst du jetzt wissen oder nicht?“ er schaut mich wieder so schräg an. „Klar Mann, schiess los!“ „Also. Der Transmitter. Du könntest ja auch sagen, der ist so was wie eine Vorhölle.“ Und wieder grinst der Kleine hämisch. „Weil dort entscheidet sich, wohin du kommst. Das ist ja Hölle genug, oder? Unsicherheit, huuuuhuuu.“ Er fuchtelt wild mit den Armen und Händen vor mir herum. „Das mögt ihr doch am wenigsten oder? Wenn sich was verändert. Wenn ihr nicht sicher seid wie es sich verändert und was dabei rauskommt. Na und so ist das halt im Transmitter.“ Ich geb zu, ich versteh nur wenig bis Bahnhof von dem was der Knirps da faselt. „Ich fasel nicht. Wenn schon, drifte ich ab und zu ins Philosopieren ab.“ Er lacht mich schon wieder aus. „Du musst dir das so vorstellen. Du lebst da auf der Erde bis zum Tag X. Dann patzt es sich um. In dem Moment passiert was ziemlich cooles. Alles in dir, ausser deinem Körper, verabschiedet sich und wird wie so ein biochemischer Stoff halt zur nächsten Nervenzelle transportiert. Und dabei führt der Weg halt über so eine Art Synapse, eben eine Schaltstelle. Weil dort wird die Weiche gestellt, welches denn also quasi die Empfangsnervenzelle ist.“ Will der mir erzählen, dass ich nur so eine Art Hormon oder so bin und irgendwie in einem, naja vielleicht Riesen? lebe und sozusagen dämlich wie ein Hormon oder wie sagt er? Botenstoff? durch diesen Riesen, sozusagen in dessen Zellen rumrödle?

An der Stelle meiner Gedanken fängt dieser Winzling wieder an zu kichern, ein meckerndes lautes Lachen, dass ich glauben möchte, ihm fliegen gleich welche Synapsen um die Ohren. Er lacht noch lauter. „Na der mit dem Riesen ist gut. Den hab ich noch nie gehört.“ Na langsam gewöhn ich mich daran, dass ich nicht viel verstehe. „Also überleg mal. Woher kommst du?“ „Na von der Erde. Du weisst doch noch? Bus. Überfahren und so?“ „Na ne, das mein ich nicht. Woher bist du gekommen als du auf die Erde kamst?“ „Hä? Das fragst du mich allen Ernstes? Das weiss ich doch nicht! Das weiss keiner.“ Haze lächelt mich nachsichtig, ja fast schon weise an. Das erste Mal, dass er mich nicht auslacht. Wow! Da fühl ich mich doch gleich viel besser! „Was denkst du denn, woher du kommst?“ „Was soll die blöde Fragerei? Du wolltest mir doch das mit der Hölle und der Synapse erzählen!“ „Komm stell dich nicht so an. Überleg mal.“ „Nichts. In der Biologie und so wurde einem erklärt, dass der Samen eine Eizelle befruchtet und dann war’s das.“ „Aha, so so.“ er grinst mich vielsagend an. „Okay der Teil stimmt ja soweit es deinen Körper angeht. Stell dir mal vor dein Körper wär so was sie ein biomechanischer Computer.“ „Okay? Und?“ „Na wie kommt dann das Programm da rein? Wer installiert das Teil?“ „Mmhh. Meine Eltern?“ „Na ne, lange bevor die dan nrumprogrammieren können.“ „Keine Ahnung.“ „Jetzt stell dir mal vor, dieses Eizellen befruchten ist nichts anderes wie ein biochemischer Impuls der von einer Zelle via einer Synapse an eine andere Zelle weitergegeben wurde.“ Ich schau wahrscheinlich grad etwas verwirrt aber dämmerig aus der Wäsche. „In dem Moment wie der Impuls diese Zelle trifft, befruchtet sich das Ei. Und implantiert im gleichem Moment das Programm. Na eigentlich die Programme. Aber was solls.“ Ich komme ins Grübeln. Also wenn das stimmen würde… dann… Ja was dann? Ich bin leicht überfordert.

Mein Schädel brummt schon wieder. Dabei hab ich doch gar keinen Schädel. Ich bin mir auch nicht so sicher, was das eigentlich ist mit dem ich hier herumsitze. Es fühlt sich irgendwie an wie mein Körper aber eigentlich auch nicht. „Das macht die Aura.“ erwidert der Zwerg lakonisch auf meine Gedanken. „Hast du schon mal was von Wiedergeburt gehört?“ Ich nicke. Schwachsinn. „Ja ne, schon klar. Die meisten von euch finden das Schwachsinn. Kann man nichts machen. Eigentlich sollte ich dir das ja auch gar nicht erklären. Aber du weisst ja schon. Ich weiss alles und auch dass ich dir – ausgrechnet dir!? Halt das ganze erkläre. Na wirst es ja wieder vergessen haben, kaum angekommen.“ Jetzt beleidigt der mich auch noch? „Treibs nicht zu bunt!“ warne ich ihn. „Sonst was?“ blafft er mich an. „Okay, weiss ich auch nicht.“ Er kichert wieder der bösartige Wicht. „Also stell dir vor alles wäre verbunden. So halt wie alle Zellen in einem Körper verbunden sind. So gibt es so eine Art Lichtwesen von dir irgendwo. So eine Art Platzhalter bis du wiederkommst. Und das ist verbunden mit jedem deiner Ichformen, denn du bist es ja eigentlich. Und jede Zelle quasi mit der es verbunden ist, ist wiederum eines deiner Leben. Egal wo grad. Aber da du ja auch das Lichtwesen bist, sozusagen einfach auf einer Art Rundreise, triffst du auch jeweils deine Wahl zu welcher Zelle, bzw. Leben du reisen willst. Und das tust du im Transmitter, also in der Synapse. Und da bist du jetzt gerade. Darum hast du auch grad keinen Körper, bzw. dieses Gebilde das du Aura nennst bleibt halt so lange erhalten bis du in dein neues Leben geschlüpft bis.“ Ich würd mich an der Stelle am Kopf kratzen, wenn das ginge. Aber geht ja nicht. Ich glaub ich schau ziemlich blöd grad aus meiner Aura heraus.

„Und was hat das jetzt mit der Hölle zu tun?“ „Na alles!“ schnarrlt der Kleine. „Wie alles?“ „Tja das hier ist die Hölle! Entweder du bleibst hier, weil du keine Wahl treffen willst. Das geht übrigens auch, weisst du! Einige Synapsen sind ziemlich verstopft mittlerweile! Schöne Sauerei. Oder du triffst deine Wahl, dann ist das auch die Hölle.“ Wieso versteh ich eigentlich nie was von dem was dieser Haze so quasselt? „Und was wäre dann der Himmel?“ Jetzt gackert er vor Lachen „na was glaubst du?“ „Keine Ahnung.“ „Los, los komm schon. Überleg mal!“ er wird ja richtig aufgeregt. „Ich weiss doch nicht.“ „Na ne komm schon, was hab ich gesagt von wegen Platzhalter?“ er zappelt richtig rum da vor mir. „Du meinst, wenn ich wieder, wie hast du es genannt? Lichtwesen? Wenn ich da wieder hineinfind oder so?“ „Ja klar!“ „Was und bis dahin soll das Hölle sein? Hier oder in einem der Leben dahin?“ „Ja klar!“ Ich überleg mal einen kurzen Moment. „Quatsch! Mein Leben bis hierher war doch keine Hölle!“ „Na da hab ich dich aber auch schon anders lamentieren hören.“ Entgegnet er mir säuerlich. „Wie bitte? Du hast mich gehört? Wer bist du eigentlich? Ja, ja. Haze. Schon gut hast du mir gesagt! Aber wer, was bist du eigentlich? Was tust du hier überhaupt? Wieso bist du in meiner Synapse?“ jetzt werde ich langsam ärgerlich. Wenn das meine Synapse ist, mein Transmitter, warum ist der Zwerg denn überhaupt da? „Also erstens ist das nicht deine Synapse noch dein Transmitter. So funktioniert das hier nicht. Das sind allgemein nutzbare Bahnen und Systeme. Also für alle. Also krieg dich wieder ein, du Mensch du! Und zweitens bin ich ein Falanuk. Naja so eine Art halt.“ „Und was macht ein Falanuk?“ „Na ja, ich bin so eine Art Transmitter Kontrolleur.“ Hä? „Wozu braucht’s denn so was?“ Irgendwie kommt mir der Kerl spanisch vor. „Na ne, ja eigentlich“ windet sich der Winzling doch tatsächlich grad und ringt um Worte? „eigentlich, also eigentlich muss ich halt schauen, dass die Transmitter … funktionieren.“ Erleichtert fast spuckt er das letzte Wort von sich. „Funktionieren?“ Da! Er windet sich schon wieder! „Na ne ja gut als eigentlich nicht wirklich funktionieren, mehr so… ja aber eben dann funktionieren sie ja auch.“ „Ja was denn nu?“ Wütend funkelt er mich mit seinen Schwarzknopfaugen an.

„Putzen!“ stösst er gequält beleidigt heraus. „Putzen?“ frag ich ungläubig. „Ja, ja. Schon gut. Jetzt kannst du deinen Spass haben.“ Schimpft er vor sich hin, mehr als dass er zu mir spricht. Fast tut er mir leid der Kleine. „Ja wie denn putzen? Hier seh ich doch gar nichts, was es sich lohn zu putzen.“ „Nicht?“ blafft er mich an. „Und was ist das?“ er zeigt doch tatsächlich mit dem winzigen Finger auf mich. „Ich?“ „Na klar du. Du verstopfst hier nur den Transmitter, wenn du hier hocken bleibst. Und von denen haben wir ja mehr als genug zur Zeit. Was ist eigentlich mit euch los in letzter Zeit? Dauernd hockt ihr hier rum und quatscht mir die Birne voll. Anstatt euch zu entscheiden und eure Reise fortzusetzen. Meine Kollegen jammern mir genau die gleiche Leier voll. Das geht jetzt schon seit gut 30 Jahren so. Hab ihr da so ne Verschwörung von den Lichtgestalten am Laufen oder was ist?“ Er scheint frustiert und verärgert? Und es scheint noch mehr von denen zu geben? Und mehr von meiner Sorte? Oh Mann! Ich wär jetzt froh um ein Schädelbrummen. Und ich dachte ich wär in der Hölle und das wär der Teufel? Dabei glaub ich doch gar nicht an Himmel, Hölle und den ganzen Kram. So musste sich ein Sonnenstich anfühlen. Schade hatte ich noch keinen gehabt und somit keine Vergleichsmöglichkeit. Und offenbar haben die kleinen Falanuken einen Minderwertigkeitskomplex. „Tja hättest du das nicht? Wenn du als Transmitterputze belächelt würdest? Hab ich dir nicht gesagt du bist in der Hölle? Kann ich ja nichts dafür, dass du gleich wieder denkst alles dreht sich nur um dich!“ Autsch, da hat er mich voll erwischt. „Das ist deine Hölle?“ frag ich ihn ungläubig erstaunt. „Was denkst du denn? Immer hier im Transmitter rumgeistern, Synapsen in Ordnung halten, absolut Null Anerkennung für den Job, den ich übrigens ziemlich gut mache!“ blinzelt er mich mit einem frechen Grinsen an. „Und dann noch genau wissen, was da wann genau wo wieder reinkommt. Na so wie du halt. Und dann auch noch wissen, welch mühseligen Diskurse mit dem jeweiligen auszufechten sind um die Synapse wieder rein zu kriegen.“

Mein Erstaunen muss sich wohl über meine ganze Aura ausbreiten. „Jetzt sag du mir noch, alles zu wissen wär nicht die Hölle – nebst dem Job und der miesen Anerkennung? Oder willst du den etwa machen? Nein! Du kannst ja weiterreisen, du Oberblödlichtwesenmann! Anstatt gemütlich in der absoluten Ganzheit zu ruhn, macht ihr ne Vergnügungsrundreise unter dem Vorwand lernen zu wollen. Weiterbildung nennt ihr das auch noch. Entdeckung der Möglichkeiten des freien Willens, der Wahlfreiheit! Und ich hab nichts von alledem und muss hinter und vor euch euch aus den Synapsen kehren. Ja, klar, was denkst du denn? Ich nehm einen Besen? Das ist die grösste Erdniedrigung überhaupt. Meinen kleinen Schwanzbuschel und mein Alles-Wissen und Reden sind meine einzigen Mittel. Nicht mal ein Besen oder eine kleine Dreizack-Gabel. Nichts.“ Sein Gerede wird immer leiser und wandelt sich vom Wüten ins Wimmern. Aber was soll’s. Ich will seinen Job nicht. Und Mitleid hat noch keinem geholfen. Oder doch? Egal.

„Und wie komm ich jetzt hier wieder raus? Weiter? Wie auch immer?“ frage ich ihn.

„Indem zu dich entscheidest“ sagt der Wicht und schaut mich von unten her scheel an. „Entscheiden?“ Er nicht wild mit seinem winzigen Köpfchen und sein Schwanze wirbelt hinter ihm. „Wie soll ich entscheiden? Ich weiss ja nicht mal was.“ „Jammer nicht rum. Ist doch nicht schwer. Du entscheidest wohin Du willst.“ „Versteh ich nicht . Zuerst muss ich doch wissen was es alles gibt.“ „Wieso?“ fragt er mich erstaunt. Oder doch verschmitzt? „Na weil …“ Mir scheinen die Ideen auszugehen. „Na weil ich doch erst wissen muss wozu ich mich entscheide und was dabei rauskommt.“ Er schüttelt den Kopf ob meiner offensichtlichen Dämlichkeit und seine Miene wird missmutig, wechselt dann gleich wieder in etwas das mir schelmisch vorkommt. „Na komm schon“ macht er mit Mut „kann doch nicht so schwer sein. Hier bleiben oder weiter?“ Mmmh was ist so schlecht an hier bleiben? Kling. Kling. Kling. Da war es wieder. „Was ist das?“ frage ich ihn. „Entscheide dich und du wirst es vielleicht rausfinden.“ Ich mag mich irgendwie nicht entscheiden. Mann was hatte er gesagt? Andere Synapse? Hie rbleiben? Neues Leben? Oder zurück….? Ich grüble so vor mich hin während er ungeduldig um mich herumhüpft. „He lass mich in Ruhe! Ja? Ich meine, das entscheide ich ja nicht jeden Tag, wieso kann ich mir dann nicht Zeit lassen.“ Dann fällt mir was ein. „Du weisst doch alles, sagst du. Also weisst du doch auch wie ich mich entscheide, oder?“ Er hüpft weiter um mich herum und grinst. „Bist du sicher, dass du Haze heisst und nicht Rumpelstilzchen oder so?“ fahr ich ihn an. „Steh mal ruhig.“ Kling. Kling. Kling. Aber Haze sagt nichts mehr. Blöder Hüpfzwerg. Entscheiden? Aber wie? Und wenn ich mich entscheide wieder zum Lichtwesen zu werden, oder was er da sagte was das war. „Ha!“ schreit er. Kling. Kling. Kling. Das Kling kommt immer näher. „Bitte einsteigen“ und er schubst mich durch eine Öffnung in dem Ding das er Synapse nennt. Er oder ich? Wie war das noch gleich?

Und ich falle. Und falle. Und falle. Es scheint mir endlos dieses Fallen. Und auch ein leerer Raum. Nichts ist da wie mir scheint. Und dann lande ich unsanft aber schmerzfrei weil ich absolut nichts spüre, auf einem weissen Rondell. Naja weiss. Es leuchtet irgendwie. Und es klingelt rum. Ich befinde mich in einer Art leuchtendem Etwas, oder auf dem? Na egal. So richtig kann ich das nicht rausfinden. Na toll. In einem Nichts das nicht dunkel oder hell ist, ich weiss gar nicht wie beschreiben oder was ich da seh, ein Etwas das nicht dunkel oder hell ist und so mehr leuchtet. Nicht mal die Form ist klar.

Und dann lösen sich kleine leuchtende Pünktchen wie mir scheint von diesem Etwas auf oder in dem ich mich befinde. Sie schweben davon. Und das Kling Kling wird schwächer mit jedem Teilchen, das sich entfernt. Und das Leuchten von dem Ding wird immer schwächer. Sie fliehen. Bis ich einfach nur noch da bin. Keine Ahnung wo. Um mich einfach nur lauter Nichts. Mann ist das vielleicht abgefahren. Bewegen kann ich mich auch nicht. Häng da einfach so rum und nichts geht. Fühlt sich saumässig uncool an. Ich merke wie langsam so Panik in mir hoch steigt. Wusst ich’s doch. Entscheiden, na toll. Für Unbekanntes mit ungewissem Ausgang. Noch viel toller. Langsam steigert sich die Welle der Panik und wechselt sich wogenartig ab mit Frust. Soll ich etwa hier rumhängen? Ich dachte ich hätte mich entschieden für das Lichtteil. Mann! Und was passiert? Ich fall in Lichtzeugs und kaum bin ich dort haut das ab. Meine Frust weicht Wut und Wellen von Wut und Panik schlagen um mich herum zusammen.

Ich weiss nicht wie lange ich dort hänge, in dieser brausenden Gischt meiner Gefühle, die sich nicht mal wirklich wie solche anfühlen. Langsam kommt es mir vor wie taub. Schlaff. Denklos. Ich gebe sogar auf zu Hadern. Es wäre immer noch besser in der Synapse gewesen, denk ich in einigen unklaren Zeiteinheiten. Da redete immerhin dieser Haze mit mir. Zwischendurch scheine ich mich beinah nach dem kleinen Wicht zu sehnen. Krank. Einfach nur abgefahren was hier passiert. Und ich hänge da einfach rum. Weil stehen kann man dem ja nicht sagen.

Und irgendwann. Ich weiss nicht genau wann. Da steigt Neugier in mir hoch. Okay das Zeug hier das Nichts zu sein scheint. Was war das eigentlich? Und ich meine, ich kann mich bewegen, auch wenn ich wie angeklebt zu sein scheine. Ich spüre auch nichts. Nichts. Das war das beste Wort das alles hier zu beschreiben scheint. Inklusive mir. Ich war wohl auch Nichts. Eine leicht beängstigende Tatsache. Oder doch nicht? Wie geht man mit Nichts um? Und wie lange dauert Nichts? Was war Nichts? Oder ist dieses Nichts Alles? „Okay“ sag ich zu mir selber „ich werde verrückt.“ Werden? Ich muss lachen. Naja wenn Nichts lachen kann… Und irgendwann nach noch längerer Zeit ist sogar Nichts da wo vorher meine Gedanken waren. Und ich hänge da rum wie so eine taube Nuss als Nichts im Nichts. Nicht berauschend. Aber irgendwie auch ruhig. Einfach ruhig. Alles scheint zu verschmelzen ich im Nichts. Denken und Wahrnehmen alles Nichts.

Und dann seh ich es. Keine Ahnung wie lange ich nun schon hier in diesem Nichts rumhänge. Aber nun seh ich es. Es schwirrt auf mich zu. Ein kleines Lichtpünktchen. Genauso eins wie sie damals alle weg gezoomt sind. Damals. Wie lang ist das schon her? Ich weiss es nicht. Ist auch egal. Es kommt näher. Es tanzt auf mich zu. Es lächelt. Ein Lichtpünktchen das lächelt. Aber ich wunder mich über nichts mehr. Ich kann nur staunen. Und mich freuen. Es ist da. Kommt zu mir her. Lächelt mich an. Es hat kein Gesicht aber ich fühle sein Lächeln. Es dringt in mich ein und beginnt mein Nichts zu füllen. Ich sonne mich in diesem Gefühl. Es fühlt sich einfach nur gut an. Unvergleichlich. Nichts was ich bis jetzt kannte fühlte sich je so an. Naja ich kann mich ansatzweise noch an zwei oder drei Situationen erinnern, da war so ein schwacher Abklatsch dieses Gefühls. Aber wann war das? Keine Ahnung. Aber ich mag nicht grübeln. Ich will es fühlen. Dieses Lächeln, dieses Strahlen das mich – oder was noch von mir übrig ist, vor lauter Nichts – ausfüllt. Ganz und gar. Ich lächle mit ihm. Und es freut sich. Und alles wird noch intensiver. Mann das ist ja noch abgefahrener. Nur schön. Könnt ich seufzen ich würd es tun.

Ich wünschte mir ich wüsste wie dieses herzige, wunderbare, unglaubliche Lichtpünktchen heisst. „Charlie“ wispert mir der kleine Lichtpunkt zu. „Hallo Charlie“ flüster ich nur noch. Charlie? Ein Lichtpunkt der Charlie heisst? Ich versteh nicht so viel, würd es aber gern. Und schon lächelt Charlie und fragt flüsternd „Weisst du nicht mehr? Ich war in deinem Herzen bis du 6 Jahre und 212 Tage alt warst. Nach Erdenzeitrechnung.“ Langsam dämmert mir ein Gedanke hoch. Es hatte was mit dem tauben Nichts vorher zu tun. Was war das noch gleich? „Du hast mich gerufen“ lächelt Charlie mir zu. Ich spüre, dass er, es – wie auch immer – recht hatte. Obwohl ich mich frage wie nur um Himmels Willen. Charlie lächelt. War ja auch nicht anders zu erwarten. „Du wolltest mich sehen. Und ich freu mich sehr, dass ich der erste sein darf.“ Der erste? Waren da noch mehr? Aber wer war Charlie? „Du erinnerst dich nicht mehr? Peter Pan? Und all die Geschichten?“ Und dann spür ich es wieder. Das Gefühl als ich mit dem selbstgebastelten Holzschwert mit meinem besten Freund durch den Vorgarten pirschte. Ich war Peter Pan. Und dann überschwemmen mich Gefühle dieser Art in einer endlosen Zahl. So gross wie sich das Nichts zuvor präsentierte. Und ich kann gar nicht anders als sie alle einzulassen. Und mit dem Gefühl schwirren noch einige Charlie’s mehr durch das Nichts auf mich zu und beginnen mich zu umtanzen. Sie lächeln mich alle an. Und das Gefühl verstärkt sich. „Wir sind alle da. Uns die du all die vielen Leben hindurch gesammelt hast.“ Raunen sie mir leise zu. Begrüssen mich wie einen verlorenen Freund. Naja so fühlt es sich wenigstens an. Alles Charlie’s? Sie lächeln, sagen aber nichts dazu. Und dann weiss ich auf einmal alles über meine vorherigen Leben. Naja nicht wirklich. Aber dieses unglaubliche Gefühl es zu spüren. Nicht wissen – spüren. Ich spüre sie alle. Durch all die Jahrhunderte hindurch. Charlie. War er nicht, vor langer Zeit, der Inbegriff für Peter Pan? Für mich. Mann. Mann. Mann.

Ich wünsche mir, ich könnte dieses unglaubliche, endlose Gefühl noch mal haben. Und in diesem Moment fliegen unzählige neue Lichtpunkte auf mich zu und beginnen die Charlie’s zu begrüssen. Es scheint als kenne sie sich. Jetzt erst sehe ich auch, dass die Charlie’s und die Neuen unterschiedlich leuchten. Farbe kann ich dem nicht sagen, aber irgendwie doch. Aber keine Farben die mir bekannt vorkommen.  „Mer“ raunt mir die neue Woge an Lichtpünktchen zu. Immer mehr, wie das Rauschen von Wogen. Meer? Komisch. Und doch indem sie mich umschwirren, durch mein Nichts dringen beginne ich zu fühlen. Gebe mich ganz hin. Versinke, Ersticke. Naja wenn ich könnte. Ein Nichts kann nicht ersticken. Und doch fühle ich wie sich das Nichts ändert. Es scheint sich zu füllen. „Wir hindern dich. Wir treiben dich. Wir umnebeln dich mit Zuversicht.“ Oder was immer ich da verstehe in diesem Raunen, das mich umfliesst. Ich sauge es auf in mir. Es fühlt sich anders an wie vorher aber gut und schrecklich zugleich.

Ich wünsche mir zu verstehen was hier geschieht. Aber es scheint, als wenn Verstehen hier nicht geht. Nichts kann nicht verstehen nur fühlen wie mir schwant. Und ich bin Nichts. Eins mit dem Nichts. Aber auch mit diesen unglaublichen Irrlichtern die summend und raunend um mich und durch mich hindurch schwirren. Mich ausfüllen. War da noch mehr? Meine Neugier blitzt auf und gibt sich die Hand mit dem Loslassen. Nichts ist auch sehr gut. So ruhig.

Und da sind sie. Schon wieder eine andere Lichtfarbe die da auf mich zurauscht. Mann die kommen aber ziemlich gezielt auf mich zu. Ängste überschwappen meine Gefühle von Mut. Woher kommt das denn nun schon wieder? „Halfa“ singen die leuchtenden Dinger in sonorem Ton. Halfa? Was war das denn nun wieder? Und bevor ich noch richtig die Orientierung hab strömen die nächsten Lichter hinzu. Anmutig tanzen sie vor mir auf und ab, die Halfa’s scheinen sie einzufangen. Die beiden scheinen zu verschmelzen. Na beinah. Ich kann nur noch staunen und die Gefühle dringen in mich ein. Wilde, sichere Entschlossenheit überlagert von unschuldig, kindlicher Neugier. Lebensgier. Naja wenn man hier noch von Leben reden kann, denkt sich ein Blitz durch mich hindurch. Er ist aber weg so schnell wie gedacht. Und was bleibt ist dieses Aufsaugen all dieser tanzenden Lichtderwische.

Wie wünsche ich mir nun, dass das gar nicht erst aufhört. Und schon flattern neue strahlend leuchtende Punkte auf mich zu. „Ama.“ Sie rufen mir das zu in einer unvergleichlichen Art. Angriffslustig und siegesgewiss. Diese Lichter überwältigen. Einer Attacke gleich und ich kann mich nur hingeben diesem durchdringenden Gefühl. Es werden immer mehr die mich ausfüllen und ich spüre wie ich auf dem Weg bin. Das Nichts beginnt sich aufzulösen. Und eine neue Welle von Lichtpunkten bahnt sich ihren Weg vom Nichts in dieses bald nichts mehr Nichts? Ich weiss nichts. Ich versteh nichts. Ich will nichts. Und dieses Gefühl füllt mein Nichts aus. Immer mehr, immer tiefer. Und fröhlich eindringlich fliesst nun dieser neue Schwall von Lichtern in mich ein. Und ich wünsche mir zu fühlen was sie sind. „Inde“ weiss ich auf einmal. Ich spüre es. Dieses unglaubliche Gefühl selber fähig zu sein. Eigenes. Irgendwie. Stark. Seltsam. Spannend.

Was kommt da noch? Es scheint sich eine rastlose Ungeduld anzubahnen. Flirrende Lichter kommen von überall her. Sie scheinen die Farbe von Freiheit und Abenteuer zu haben. Und sie flitzen ziemlich irr durch die Gegend. Aber ich versteh sie, ihr Gefühl. Und sie sind bei mir zu Hause, weil sie kein zu Hause brauchen.

Und dann stürmen sie auf mich ein. Erfüllen mich mit allen möglichen Gefühlen. Alles eröffnet sich mir. Ist bekannt. Gelebt. Sinnliche, verführerische Lichter. Selbstsüchtige, rasende, herrische Lichtpunkte. Vermischen sich mit agressiven, herrischen, angsterregenden aber auch liebevoll unerschütterlichen. Ich bin überwältigt. Alles fliesst. Um mich, in mich, durch mich hindurch. Mein Nichts verbindet sich mit dem übrigen Nichts. Ich kann keine Grenzen mehr unterscheiden. Und doch leuchtet das was mein Nichts war in einer Art die sich von Nicht Hell oder Dunkel als Nichts unterscheidet. Okay recht konfus. So fühlt sich auch alles an. Aber gut. Einfach nur gut. Ich vergesse das Nichts, den Bus, das Wasser, den Schlaf, mein Herz, meinen Körper, die Flammen, den Stab. Alles. Einfach alles löst sich auf in diesen Lichtern die mich in Besitz nehmen. Alles fliesst. Alles wird eins. Alle Lichtpunkte beginnen zu verschmelzen. Naja so ähnlich jedenfalls fühlt es sich an.

Und dann bin ich irgendwie Licht. Eine seltsame Farbe hat dieses Licht. Scheint meine Farbe zu sein. Obwohl Farbe eigentlich anders aussieht. Ich erinnere mich an Düfte. So unbeschreiblich wie sie sich mischen, so eigentümlich ist diese meine Lichtfarbe. Und auch die Form, welches dieses Licht hat. Alles ist eins.

Kling. Kling. Kling. Da ist es wieder. Und dann saugt mich ein Lichtstrahl an. Wirbelt mich von irgendwo nach irgendwo. Schwerelos, schnell und zeitlupenmässig gleite ich. Kling. Kling. Kling. Ich bin da. Sie sind da. Sie nehmen mich auf in ihren runden Kreis.

Und dann fühle ich nichts mehr.

©  Carolyn Pini,  August 2006