In welcher Welt lebt denn meine Arvi, zu Beginn ihrer Geschichte?

Als Quelle dient mir hier eine sehr schöne Seite über das Mittelalter, die mir auch vieles bestätigt was ich schon wusste (Allgemeinbildung, Geschichte): http://www.deutschland-im-mittelalter.de/

Damals am Ende des Frühmittelalters, zu Beginn des Hochmittelalters wurden die Menschen ja noch nicht so alt wie wir heute, die durchschnittliche Lebensdauer war etwa 35 Jahre, je nach sozialen, ökonomischen und örtlichen Verhältnissen. Selbst Könige starben meist bevor sie 50 wurden…. Auch wenn es ab und zu mal einen Hundertjährigen gab… Das Greisentum (über 60 Jahre) erlebten aber nur 10% der Menschen. Mädchen ab 12 waren heiratsfähig und wurden darauf vorbereitet einen Haushalt zu führen. Frauen starben oft früher wegen den Risiken die sich bei einer Geburt einstellten. Also lassen wir Arvi mal unverheiratet und unschwanger durch ihre erste Geschichte wandeln 🙂

Um 1100 veränderte sich das Leben der Menschen. Die Leibeigenen (die jederzeit von ihrem Gutsherrn verjagt werden konnten) zogen mit den Kreuzzügen nach Jerusalem, in der Hoffnung danach Freiheit für sich und ihre Familien zu errringen. Dadurch kamen aber die Grundherren in die Bredouille, weil nun niemand mehr ihren Acker bestellte, also wurde die Lage der Leigeigenen ab 1100 verbessert. Sie erhielten mehr Rechte und der Unterschied zwischen Freien und Unfreien an Höfen und Städten löste sich allmählich auf. In den Städten galt das Stadtrecht für alle Bewohner. Den Bauern ging es gut und sie traten als Bewahrer heimischer Sitten den neumodischen Edlen gegenüber. Im Sommer trugen manche Bauern Seide und im Winter Perlverbrämung. Gewänder waren mit bunten Knöpfen oder sogar Schellen besetzt. So lebten die Bauern im Frühmittelalter wesentlich besser und vergnügter als ihre Nachfahren.

Die Jungen tummelten sich in Dorfgassen und auf der Dorfwiese und pflegen alte Sitten und Gebräuche wie den Maitanz. Singen im Chor, die Fidel spielen, Volkstänze sowie die darauf folgenden Trinkgelage in übermütiger Fröhlichkeit werden gepflegt. Im Winter wird geschlittelt und auf dem Eis gefahren. Es gibt Vorsinger und Vortänzer die den Reigen anführen und es werden ritterliche Bräuche nachgeahmt. Und auch die Adligen verirren sich ab und zu ins Bauerndorf und machen den Dorfschönen den Hof.

Wichtige Erfindungen waren ab 1000 das Pferdegeschirr, was zu grösseren Erträgen führte. Ab 1100 begann die Dreifelderwirtschaft, damit wurde der Boden geschont, warf aber mehr Etrag ab und man wurde sesshafter. Ebenso wurden Wind- und Wassermühlen und auch der Trittwebstuhl sowie die Schubkarre erfunden. Ab 1200 verbreitete sich das Spinnrad und im 13. Jh. begannen Leuchttürme den Schiffen mit einen neuen drehbaren, hinteren Steuerrude den Weg zu weisen. 1269 wurde der Kompass erfunden und um 1300 die Räderuhr sowie das Lumpenpapier und die Brille. 1315 ungefähr wurde das Schwarzpulver erfunden und damit dann Pulvergeschütze und Steinbüchsen. 1390 findet sich die erste Papiermühle in Nürnberg und Mitte des 13. Jh. wurden Spielkarten in Form geschnitten.

Also eine sehr innovative Zeit, in der sich die Arvi bewegt.

Die Städte um 1100 waren mehr Handelsplätze. Städte entstanden in der Nähe von Burgen, Klöstern, Flussmündungen oder Verkehrskreuzungen. Wurde ein Burg gebaut, entstand quasi die Stadt drum herum automatisch, denn die Handwerker brauchten Hütten, brachten ihre Familien mit die wiederum Nahrung brauchten was Bäcker, Fleischer und damit auch Bauern als Lieferanten anzog. Viele Menschen bedeutet viel Vergleich und damit Wettbewerb. Wer hat das schönere Kleid, Haus usw.  was Händler anzieht, was wiederum zur Gründung von Geldverleiher/Geldwechsler führt. Solcher Reichtum zieht Feinde an, also braucht es Stadtmauern und eine Verteidigung mit Wachen, damit kamen dann auch die Huren und wo Sünde herrscht muss eine Kirche her. Mittelpunkt war der Markt mit Händlern und denen die für sie arbeiteten. Die Handwerker begannen sich ihrer Bedeutung bewusst zu werden und gründeten im 12. und 13. Jh. ihre Zünfte in den jeweiligen Städten unter dem Vorsitz des Zunftmeisters. Die Zunftgenossen hielten eng zusammen und wohnten oft in einer Strasse beeinander, z.B. in der Müllergasse oder im Schmiedegang. Im Gildenhaus kam man zum gemeinsamen Umtrunk zusammen.

Berufe im Mittelalter waren Bäcker, Brauer, Fleischer, Gärtner (in Klöstern und an Höfen), Tuch- und Leinweber, Färber, Schneider (erst 1360 kam die Nähnadel mit Öhr und metallenem Fingerhut auf), Schuhmacher, Steinmetz und Maurer, Zimmerer (ein wichtiges Gewerbe, da die meisten Häuser aus Holz waren), Drechsler, Böttcher, Töpfer, Glaser, Schmiede, Nagler, Hufschmied, Schlosser, Goldschmied.

Essen im Mittelalter war in Herrenspeise und Bauernspeise unterteilt. Grundlage war Getreide, Brot und Brei. Fleisch gab es für die Reichen. In der Fastenzeit gab es Fisch weil in der Zeit der Verzehr aller tierischen Produkte untersagt war. Obst und Gemüse galt als wenig nahrhaft und ungekocht sogar als schädlich. Hildegard von Bingen riet man solle alles richtig zerkochen. Gemüse war Bauernspeise und Obst Herrenspeise. Milchprodukte war für die Bauern, Butter für die Herren. Kräuter und Gewürze gab es nur für die Oberschicht. Honig war der einzige Süssstoff. Getrunken wurde Wasser, Bier, Wein, Met, Milch, Fruchtsaft. Gekocht wurde auf dem offenen Feuer. Pasteten brauchten etwa 9 Stunden bis sie fein genug gekocht waren. So ass das einfache Volk Getreidebrei und Gemüsesuppe. Braten und Backen war sehr aufwändig. Hungersnöte entstanden bei Missernten, Viehseuchen und Kriegen. Dann wurde alles gegessen was irgendwie essbar war. Fülligere Frauen entsprachen dem gängigen Schönheitsideal.

Damals war das Frauenbild so, dass die Frau vor dem Mann erschaffen wurde und einen unvollkommenen Versuch darstellte, daher sei sie eher passiv und besser für die Arbeiten im Haus als draussen geeignet. Man schrieb Frauen auch eine schwache Vernunft zu und einen Hang zu Unbeständigkeit, warum der Mann sie führen müsse. Dazu gesellte sich noch mit der Verbreitung des Christentums die Idee, dass die Frau Zweitrangig sei, weil sie nach Adam erschaffen worden sei und für die Vertreibung aus dem Paradies verantwortlich gemacht wurde. Im einfachen Volk aber spielten solch komplexe Theorien der Kirchenmänner und Philosophen keine grosse Rolle, aber die Frau war dem Mann, die Tochter dem Vater untergeordnet.

Geheiratet wurde meist so um die 20, meist aus pragmatischen Gründen. Die Frauen waren dabei eher jünger als die Männer (weil die erst finanziell abgesichert sein mussten) und galten ab 14 schon als erwachsen und heiratsfähig. Nach der Heirat zog die Frau zum Mann und führte den Haushalt. So wurden viele Frauen auch bald wieder Witwe und konnten sich wiederverheiraten (z.B. als Handwerkerwitwe da sie den Betrieb nur befristet selbst weiterführen durften oder als ärmere Frau) oder konnten unverheiratet bleiben oder ins Klostter gehen, wenn sie genug Geld hatte.

Frauen im Mittelalter hatten nicht viele Möglichkeiten ausserhalb der für sie vorgesehenen Rolle. Die Entscheidung Nonne zu werden, wurde meist von den Eltern getroffen und brauchte eine entsprechende Spende an das Kloster, war aber geringer als eine Mitgift. Zur Zeit um 1141 herum, gab es auch eine Welle von Klostergründungen, so dass auch weniger bemittelte Zugang bekamen. Das Klosterleben bot ein gewisses Mass an Freiheit, auch Entscheidungsfreiheit über das persönliche Leben.

Medizinische Berufe ausserhalb der Klöster war meist Frauensache. Erst später wurden Frauen von ihrer Position als Heilerin verdrängt. Die Hebammen und Kräuterfrauen in den Städten schienen professioneller zu sein, als die auf dem Lande. So war auch der Beruf einer Hebamme eine der wenigen Möglichkeiten aus der traditionellen Rolle auszubrechen.

Die Hexenverfolgung und Inquisition dauerte so ca. zwischen 1300 – 1800. Sonnenfinsternis, Meteoriteneinschläge, Pest und sonstige Katastrophen konnte nicht erklärt werden, also schrieb man diese Ereignisse den Schadenszaubern von Hexen zu. Hexenkunst und Alchemie war der Kirche ein Dorn im Auge. 1486 wurde in Speyer der Hexenhammer veröffentlicht der bis ins 17. Jh. erschien.

Mal sehen was davon in die Welt der Arvi Einzug hält. 🙂