Arvi ist die Heldin meines Romans. Eigentlich heisst sie Arvidhey, aber Arvi wird sie gerufen. 1141 ist Arvi 20 Jahre alt, wurde  also 1121 geboren.

Die väterliche Linie

Ihr Vater Halvor (der Wächter der Felsen), geb. 1086,  ist ein Svealander, der mit der Christianisierung des Nordens Lateinisch und Alemannisch lernt, mit den alten nordischen Traditionen bricht und in den Süden abwandert. Dort lässt er sich nieder, verlässt später die kirchlichen Dienste und wendet sich dem weltlichen und am Ende auch wieder den alten Bräuchen seiner Heimat zu.

Seine Mutter, also Arvi’s Grossmutter, Oda (Lebenshauch) war die Tochter eines Schamanen, hing dem alten Glauben und den alten Traditionen des Nordens an und pflegte selber schamanische Riten, wie sie es von ihrem Vater gelernt hatte. Sie lebte in Aros (Uppsala), dem Ort an der Flussmündung von wo aus die Wikinger über die Ostsee reisten. Aros ist ein wichtiger Handelsmarkt und gleichzeitig auch ein wichtiges heidnische Zentrum dieser Zeit. Der heilige Hain von Aros war ein Ring aus grossen verzierten Runensteinen in dem heilige Handlungen und Opferrituale vorgenommen wurden.

1082 kommt der Winkinger Ansgar (der Speer Gottes), aus Uppakra (Lund) mit einem Schiff über das Meer nach Aros. Ansgar gehört zu einer Waräger Aristokratie und es gehörte sich, dass Männer in diesen Kreisen auf Wikingfahrt ging, also ins Ausland fuhr und durch Raub und Handel Reichtümer erwarb und erst reich und ruhmbedeckt heimkehrte. Ansgar trifft auf Oda, sie verlieben sich und als er das nächste Mal nach Aros kommt vereinigen sie sich nach dem alten Ritual. Ansgar ist zwar mehr auf See als bei Oda, dennoch ist er ein guter Vater und Ehemann. Jetzt will er erst recht grosse Reichtümer jagen, welche er ihr zur Aufbewahrung mitbringt. Sein Plan: wenn er reich genug ist um seine Familie und die Bekannten zu Hause zu beeindrucken will er mit Frau und Kind in seine Heimat zurückkehren. Doch 1096 verlässt er Aros zur letzten Fahrt, doch er kehrt nie wieder zurück. Manch einer munkelte, dass Oda die Hand im Spiel gehabt hätte, denn obschon sie Ansgar liebte, so sei sie nicht Willens gewesen Aros zu verlassen und ihre Führungs- und  Machtposition, die sie mittlerweile als Seherin und Schamanin nach dem Tod ihres Vaters eingenommen hatte, aufzugeben. So kam es, dass Halvor mit 10 Jahren seinen Vater verlor.

Dies war auch die Zeit, als Svealand mit dem Zentrum Aros von vielerlei Christianisierungsversuchen heimgesucht wurde. Erzbischof Adalbert von Bremen entsandte einen Bischof nach Aros, der sollte die alten heidnischen Stätten zerstören und eine Kirche bauen.

Halvor glaubte den bösen Zungen, was sie da über seine Mutter sagten und mit 15 (1101) schloss er sich, gegen den Widerstand der Mutter dem christlichen Missionslager an. Da es in Svealand für die Christen mehr als Schwierig war Anhänger zu finden, war Halvor mehr als willkommen. Er wurde getauft und ausgebildet. Auch im Lesen und Schreiben in Lateinisch und Altdeutsch, sowie in den christlichen Lehren. Letztes war seiner Mutter ein besonderer Dorn im Auge, denn sie hatte ihn als ihren Nachfolger vorgesehen. Doch nun wollte Halvor nichts mehr wissen vom alten Glauben und den Weisheiten der Schamanen.

Nach 8 Jahren Ausbildung beim Missionarsbischof, meldete er sich 1109 um als Schreiber beim Erzbischof von Lund tätig zu sein. Sein Ziel war es, die Familie seines Vaters zu finden, was ihm aber nicht gelang. Dafür studierte er an der Katedralskolan.

1111 wurde er nach Mainz entsandt, wo er dem Erzbischof Adalbert I als Schreiber diente. Doch Adalbert wurde 1112 von Kaiser Heinrich V gefangengenommen und Halvor floh. Das auch, da er sich mehr und mehr seiner eigenen Wurzeln bewusst wurde und begann, unter dem sozusagen späten Einfluss der Weisheiten seiner Mutter, die christlichen Werte und Handlungen in Frage zu stellen.

Halvor nun 26 Jahre alt schlug sich von Mainz durch nach Worms. Dort in Bermersheim von der Höhe trat er als Schreiber in die Dienste der  Edelfreien Hildebert und Mechtild, den Eltern der späteren Hildegard von Bingen, der er jedoch nicht begegnete, da sie bereits ins Kloster eingetreten war (sozusagen als Zehnt an die Kirche).  Jetzt hat er zwei neue Herausforderungen: er soll die Chroniken der Pfälzer Adligen aufschreiben und es setzt sich gerade der Trend durch, dass neuerdings zu den Vornamen auch Familiennamen getragen werden müssen. Halvor ist etwas in der Bedrouille, weil er ja keinen hat, also nennt er sich nun in alter skandinavischer Tradition Halvor Ansgarson. Er ist für die Menschen auch leicht exotisch und damit auch interessant. 1116, feiert man ein grosses Fest und er wird dabei von adligen Verwandten aus dem Elsass, nahe Strasbourg abgeworben. Dort lebt er zwei Jahre als Sekretär und beginnt nebst den Schreibaufträgen seiner Herrschaft auch an einem eigenen Buch zu arbeiten. Ausserdem lernt er Oberrhein-Alemannisch.

1118, er ist gerade 32, begleitet er seine Herrin nach Friburg im Brisgau. Die aufstrebende Stadt gefällt ihm und er entlässt sich selbst aus den Strasbourger Diensten und eröffnet mit dem ersparten sein Schreibstube. Er bereitet das Pergament vor, so dass es überall Tinte aufnehme, auch für andere Schreiberlinge. Er stellte Tinte her aus Galläpfel, Vitriol und Wein. Diese verkauft er und übernimmt Schreibarbeiten für vielen Handwerker, die sich bereits in ersten Zünften zu organisieren begannen, was sie den Schiffern von Worms (der ersten deutschen Zunft) abschauten. Gleichzeitig beendet er sein Buch und kopiert und verkauft es den edlen Damen und Herren, die mit Vergnügen die alten Sagen und Mythen der Wikinger und nordischen Völker und deren Geschichten über heidnische Bräuche verpackt in wilde Abenteuer lesen. Besonders die herrlichen Zeichnungen, welche die Anfänge jeder Geschichte zieren, verleitet viele Käufer dazu seine Bücher zu kaufen. So kam es, dass er 1120 mit 34 Jahren, als er Arvi’s Mutter kennenlernt, ein wohlhabender wenn nicht gar reicher Mann war. In diesem Jahr verlieh Konrad von Zähringen der Siedlung Friburg das Markt- und Stadtrecht, welches für Sicherheit von Bewohnern und Handelswaren garantierte.

1120, aufgrund der Gründung des neuen Marktes kam Arvi’s Mutter Sigrun (die vom Sieg Kündende) nach Friburg. Sie ist die Tochter eines Baders und einer kräuterkundigen Hebamme aus Basel. Gerade mal 22 Jahre alt, will sie in Friburg ihr Glück machen und einer drohenden Heirat entgehen. Und justament läuft sie diesem Ausländer Halvor über den Weg und verliebt sich in ihn, als er bei ihr auf dem frisch eröffneten Markt an ihrem Stand ihre Kräuter besichtigt…

1139 stirbt Halvor, er ist 53 Jahre alt und Arvi gerade mal 18 Jahre alt.

Von ihm hat sie Schreiben und Lesen und die Sprachen Lateinisch, Althochdeutsch, Alemannisch sowie die alte germanische Runenschrift gelernt. Sie lernt auch durch seine Geschichten und was er ihr über die Grossmutter Oda und ihre schamanischen Weisheiten (von denen er leider viel zu wenig weiss) erzählt was ihre wahre Herkunft ist.