Für alle die jetzt gerade gemütlich vor der Kälte aufs Sofa fliehen und Lust auf ein Wintermärchen haben, hier etwas zum Lesen zum heissen Tee oder zur heissen Schokolade. Etwas für die Hoffnung auf den nahenden Frühling…

Yana Grünzahn

Wild stoben die Schneeflocken durch die eisige Winterluft. Sie wirbelten, getrieben vom kalten Nordostwind aus Sibirien, durch Felder und Wälder und bedeckten das ganze Land mit einer weissen Decke aus gefrorenen Kristallen. Die Sonne hatte sich hinter den Wolken verkrochen und überliess die Welt den Klauen des eisigen Winters. Auch Tiere und Elfen hatten sich verkrochen. Sie lagen sicher beschützt in Höhlen von Bäumen oder der der Erde und versuchten sich den grausigen Eisfingern des Winters zu entziehen. Wer immer konnte hielt einen Winterschlaf und nur wenige Lebewesen, denen die Kälte nicht viel anhaben konnte, trauten sich am nächsten Tag nach diesem furchtbaren Schneesturm hinaus in diese sanft anmutende weisse Welt. Die Sonne erhob sich orangerosa hinter einem Turm aus Wolkenfetzen und schien golden hinein in den blassblauen Winterhimmel. Doch der goldene Schein trog. Der Atem des Eises brannte sich in den Pelz und die Federn der wenigen Tiere, die sich hinaus gewagt hatten. Irgendwo gluckte ein Schneehuhn. Im Wald war ein weisses Wiesel auf der Pirsch. Ein Schneehase schlug seine Haken über das weisse Feld um dem Fuchs zu entkommen, der seinem Sonntagsbraten hinterherjagte. Der Atem hing gefroren an Meister Reinekes grauhaariger Schnauze und keuchend hielt er nach kurzer Zeit inne. So ein alter Fuchs konnte keinen jungen flinken Hasen mehr fangen. Nach dieser Erkenntnis gab er trotz seines knurrenden Magens auf und trottete gemächlich über das weite weisse Feld in Richtung Wald. Er genoss wie die schwache Wintersonne auf seinen alten Pelz schien. Nun war er schon so alt, doch noch immer hasste und liebte er den Winter sehr.

Als er dann so am Waldrand durch den tiefen pulvrigen Schnee stapfte, da hörte er auf einmal ein feines Klingeln. Es war als ihm, als höre er ein Elfenglöcklein läuten. Doch das war unmöglich, denn die Elfen hielten ihren Winterschlaf tief im Schutze der Bäume. Doch da war es wieder. Ein feines helles „Kling – Kling – Kling“. Nun war er ganz sicher, ein alter Fuchs wie er hatte schon so viele Elfenfeste miterlebt, dass er ganz genau wusste, dass dies Elfenglockenläuten war. Schnuppernd lief er dem leisen Zauberklang nach und kämpfte sich durch das Unterholz.

Dann sah er sie. Wie ein kleiner Stern leuchtete sie, dort auf einer tiefeingeschneiten Stechpalme sass sie, auf einem grossen Schneehügel   der sich festgefroren auf einem dunkelgrünen Blatt mit spitzen Dornen türmte. Zitternd wie Espenlaub hing sie inmitten der gefrorenen Schneeflocken fest und die silbernen Glöcklein an ihrem grünen Kleid bimmelten, als es sie vor Kälte so schüttelte.