»Vergiss es!«, rief Lukela ihrem zahmen Fuchs Renaud zu und strich sich eine ihrer dunklen Locken aus dem Gesicht, während sie in ihrem leise brodelnden Topf rührte.

»Kek, kek. Du willst ihn, ich habe es in deinen Augen gesehen«, sprach ihr treuer roter Gefährte.

»Aber niemals wieder werde ich einen Liebeszauber weben. Du weisst genau was damals geschah…«

Renaud verzog seine weissrote Schnauze: »Kek.«

Die beiden wandten sich voneinander ab. Doch wie in den letzten hundertfünfzig Jahren dauerte ihre Unstimmigkeit nicht sehr lange an. Noch bevor Lukela den Zaubertrank für erfolgreiches Ernten in ihrem Kupferkessel über dem glimmenden Feuerchen fertig gebraut hatte, strich Renaud wieder um ihre blaugrünen Rockschösse und schnupperte anerkennend den Duft des fertigen Gebräus.

»Noch gibt es Rosenknospen und ich kann im Wald nach Bleibmirtreu suchen«, versuchte es Meister Reinecke noch einmal.

Seufzend beugte sich Lukela zu ihrem tierischen Gefährten nieder, kraulte ihn am Kinn und schüttelte verneinend den Kopf, was ihre langen Locken fröhlich tanzen liess.

»Natürlich wäre Justinian ein idealer Gefährte für mich. Aber wer will schon eine Hexe zur Frau? Auch wenn er mich am Sankt Martinstag auf dem Markt zwischen den Gänsen mit seinen Blicken verfolgt hatte…, das war doch nur die übliche männliche Neugier…«

»Kek.«

»Wenn er mich wollte, hätte er schon lange den Weg hierher gefunden. Ich werde den Teufel tun und ihn verhexen. Soviel zum freien Willen der uns gegeben wurde.«

»Kek.«

Sanft streichelte sie ihren treuen Fuchs: »Du weisst doch, wer wahrhaftig liebt, kann sich auch in Verzicht üben. Echte Liebe kann niemand herbei hexen. Das war damals schon ein Fehler.  Hätte ich Camerian nicht mit einem Liebestrank verhext, wäre er nicht in den Flammen unseres Hauses umgekommen.«

»Kek. Das ist über fünfzig Jahre her. Du solltest dir selbst endlich verzeihen. Ausserdem war Camerian einfach altersschwach geworden, sonst hätte er es aus dem Haus geschafft. Und sterben müssen die Menschen sowieso. Wer weiss welche Mühsal ihm dadurch erspart geblieben ist. Ausserdem fand ich dich als alte Frau nicht so attraktiv. Kek.«

»Ach du wieder.«, lächelte Lukela »Also ich gefiel mir mit weissen Haaren und etwas Speck um die Hüften.«

»Aber nicht so gut, dass du es beibehalten hättest, als wir weg gingen aus Bietenberg.«

Lukela lachte: »Schlauer Fuchs du.«

... tbf

Autorenwebseite Carolyn Pini