Als Renaud zurückkehrte sah er Lukela an ihrem Tisch sitzen, alle Zutaten für den Liebestrank vor sich ausgebreitet. Also legte er die Rosenknospe und das Bleibmirtreu dazu, direkt neben zwei dunkle Haare. Ein glattes von Susana und ein gelocktes von Lukela.

Was der Fuchs mit einem erneuten »Kek« quittierte.

Der Trank braute die halbe Nacht und als der Morgen heraufdämmerte blieb nur noch eines zu tun, eines der beiden Haare musste in den Topf um den Trank fertigzustellen. Es war der Anker des Begehrens. Lukela rang mit ihrem Gewissen.

»Kek. Wie wäre es mit echter Magie, anstelle von Hexerei?«, fragte Meister Reinecke und Lukela hörte das uralte Wissen das aus ihm sprach.

»Wenn du meinst…«, aber Zweifel schwang in ihren Worten mit.

Dennoch erhob sie sich alsbald und begann nach alter magischer Sitte die Elemente anzurufen: »Erhebt euch, ihr Geister des Nordens, des Südens, des Westens und des Ostens. Fliegt durch die Lüfte und die Welten des Geistes, ergründet die Seele Justinians. Wessen Herz soll das seine sein? Liebe entfacht und weht in den Trank, was dem richtigen Herzen sei.«

Es dauerte nicht lange und Türe und Fenster flogen auf. Vier Winde fuhren in das kleine Hexenhaus und die beiden dunklen Haare flogen durch das Morgenlicht, das die Kammer erhellte.

»Einmal durch das All gefegt, wieder etwas abgelegt. Keinmal zugelegt, nie umsonst gelebt. Ewig und nie, in den Trank wirble sie. Doch nur das eine und sonst keine!«, rief Lukela in den stürmischen Sog der sich um ihren Kupferkessel türmte.

Kleine Augenblicke später liess der Windwirbel nach, die vier Winde, die Geister der Elemente verbeugten sich vor Lukela, strichen ihr zum Abschied liebevoll über ihr gelocktes Haar und streichelten Rotfuchsens Pelz, der beschützend seiner Herrin zur Seite stand. Dann fuhren sie zum Hexenhaus hinaus, hinter sich Tür und Fenster schliessend und es war als wäre nichts gewesen. Als Lukela nachsah war nirgends ein Haar zu finden.

»Und welches Haar ist jetzt in der Suppe gelandet?«, fragte Lukela mit gerunzelter Stirn über den Zaubertopf gebeugt, mehr sich selbst als ihren schlauen Fuchs.

…tbf

Autorenwebseite Carolyn Pini