Als die Sonne im Zenit stand, kam Susana um den Liebestrank abzuholen, den Lukela liebevoll in ein hellrotes Glasfläschchen gefüllt hatte. Drei Taler wechselten ihren Besitzer und fröhlich lief Susana voller Hoffnung von dannen, ihrem Glück entgegen. Lukela aber stand noch lange mit zweifelndem Blick an ihrer Tür und sah der überglücklichen Susana nach.

Am übernächsten Morgen sass Lukela düster brütend über ihrem morgendlichen Tee der in ihrer Tasse dampfte, als es an der Türe klopfte und eine Männerstimme rief: »Lukela?«

Sie bedachte ihren Fuchs mit einem fragenden Blick: »Dann war es also mein Haar?«

»Lukela, mach auf!«, rief Justinian erneut.

Mit zittrigen Knien stand sie auf und öffnete ihm die Tür.

Finster sah er sie an, trat ohne ein weiteres Wort ein, setzte sich an ihren Tisch und lud sie mit einer bestimmenden Handbewegung ein, sich zu ihm zu setzen.

Da wurde es Lukela wind und weh. Was wenn sich der Liebestrank in sein Gegenteil verkehrt hatte? Hatte sie seine Blicke wirklich fehl gedeutet? Was war geschehen im Wirbel der Winde?

Wortlos stellte er das leere Liebestrankfläschchen auf den Tisch.

»Was hast du dir dabei bloss gedacht?«, fragte Justinian.

Lukela blieb stumm.

Er beugte sich vor und Rotfuchs liess ein bedrohliches Knurren hören, um seine Herrin zu beschützen.

»Was soll ich denn mit einer Susana?« lächelte Justinian »Du törichte junge Hexe. Was soll denn mir ein Liebestrank anhaben können? Weisst du denn nicht wen du hier verhexen wolltest?«

Lukela sah ihn entgeistert an.

Justinian ergriff ihre Hände und sah sie liebevoll an: »Lukela mein, willst du meine Gefährtin sein?« und er öffnete sein Hemd, entblösste ein grosses blaues Pentagramm auf seiner nackten Haut.

»Du? Ein Hexer?«, fragte Lukela leise, als sie sich von ihrer Überraschung erholt hatte.

»Seit über fünfhundert Jahren, meine Schöne.«, erwiderte er mit einem breiten Lächeln »Trank sei Dank, weiss ich nun, dass mir dein Herz gehören kann.«

»Kek«, liess sich Meister Reinecke vernehmen während Lukela ihr Glück noch gar nicht fassen konnte.

— Ende —

Autorenwebseite Carolyn Pini