01_Akzeptanz

»Den Produktionsstandort bauen wir im Piemont auf. Direkt inmitten der intakten Landschaft zwischen den Haselnusshainen. Damit fördern wir die Region und können damit Werbung machen, dass wir in sauberer Umgebung mit den besten Rohstoffen arbeiten.« Herr Huber blickt mit geschwellter Brust und leicht zweifelndem Blick in die Runde. Die Kollegen der Geschäftsleitung runzeln die Augenbrauen. Herr Huber ist frustriert. Jedes Mal wenn er im Projekt auf die Produktion zu sprechen kommt stockt es. Unbelehrbar diese alten Säcke. Seine Hand fährt in die Hosentasche und ballt sich zur Faust. Er muss sich mit Geduld wappnen und beherrschen für das was jetzt kommt. Wieder und wieder, immer dieselben Argumente. Er kann es schon nicht mehr hören. Und da sind sie schon. Aha wie immer Herr Dreyer. Der mit seinen Finanzen.

»Herr Huber, wir hatten das doch schon seit Projektbeginn. Der Produktionsstandort Italien ist zu weit weg. Es ist einfacher und günstiger die Nüsse hierher zu transportieren als die fertige Streichcreme. Ausserdem gibt es die ganzen Auflagen und das Theater mit den Ämtern nicht.«

Herr Huber setzt sich. Lässt es über sich ergehen. Jetzt hängt sich auch noch der Straub ins Thema rein: »Ausserdem wäre es sinnvoll eine Schauproduktion hinter dem Verkaufslokal als Marketingaktion zu haben. Damit sparen wir Standorte ein und schaffen Vertrauen bei der Kundschaft.« Huber seufzt.

Die Geschäftsleitung seufzt unisono. Leider ist Huber der Chef. Zum Glück noch ohne Geld für das Projekt.

»Den Kredit bekämen wir auch einfacher, wenn die Produktion hier wäre.«

»Also machen wir jetzt einfach erst mal weiter. Sie Dreyer rechnen noch mal die Finanzzahlen durch und Sie Straub überlegen sich mal wie der Internetauftritt aussehen könnte. Sie Herr Kübler klären das mit den Produktionsmaschinen, da sollten wir bald eine Antwort haben.«

Frau Müller aus räuspert sich: »Auch das Thema Personal ist einfacher zu handhaben, wenn wir alles hier machen.«

»Klären Sie doch einfach mal ab, was die Vorgaben dort sind«, faucht Huber beherrscht. Frau Müller dreht sich resigniert zu Dreyer. Sie sehen sich an. Fehlt noch, dass sie die Achseln zucken.

Endlich ist Huber wieder im Büro. Enttäuscht. Einmal mehr. Niemand versteht seine Vision. Also bastelt er weiter an seinen Businessplan Folien.

 

Rewind.

 

»Also geschätzte Kollegen, was wäre der geeignete Produktionsstandort aus Ihrer Sicht?« Herr Huber blickt fragend in die Runde seiner Geschäftsleitung.

»Aus Sicht des Marketings wäre es am sinnvollsten in der Verkaufslokalität eine Schauproduktion zu bauen. Das lockt Kunden an und schafft Vertrauen. Und ist eine Geschichte mit der wir laufend unsere Webseite und Blog füttern können.« Herr Straub blickt in die Runde.

»Vom Kostenstandpunkt müssten wir mal nachrechnen was die grössere Location und die Lohnkosten betrifft« wirft Dreyer ein.

»Tun Sie das«, bestätigt Huber. »Dann werden wir also als nächstes durchrechnen und konzipieren wie die hiesige Standortproduktion versus der im Piemont aussehen würde. Das gilt für alle Geschäftsbereiche.« Er blickt in die Runde und alle nicken.

»Das heisst bis in zwei Wochen haben wir zwei Alternativszenarien in Konzept und Zahlen, mit denen Herr Dreyer und ich dann bei möglichen Kreditgebern antraben können.«

Die Geschäftsleitung grinst unisono. »Ehrgeizig aber möglich«, sagt Kübler der Produktionsleiter.

»Na dann meine Damen und Herren, an die Arbeit. Bin gespannt. Überraschen Sie mich.«

Zurück im Büro gönnt sich Huber noch eine Tasse Kaffee und freut sich. Was für eine tolle Truppe er doch hier zusammen hat.